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Inkontinenz während und nach der Schwangerschaft

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Für viele Frauen ist es ein unangenehmes Thema: Inkontinenz. Vor allem für (werdende) Mütter ist es ein großes Problem, über das sie selten sprechen. Was eine Inkontinenz begünstigt, wie man ihr vorbeugen kann und wie die Heilungschancen stehen, verrät Dr. Anne Heihoff-Klose vom Universitätsklinikum Leipzig.

Noch sei nicht eindeutig geklärt, wie es in der Schwangerschaft und bei der Geburt zu Schädigungen des Beckenbodens kommt, erzählt Dr. Anne Heihoff-Klose, Oberärztin am Perinatalzentrum des Universitätsklinikums Leipzig: »Es gibt Hinweise aus Studien, dass Schwangerschaft und Geburt durch Kompression, Dehnung und Verletzungen der Nerven, Muskeln und des Bindegewebes zu Beckenbodenfunktionsstörungen beitragen. Das Risiko dafür steigt beispielsweise mit vaginal-operativen Entbindungen, einer verlängerten Austreibungsperiode und einem hohen Geburtsgewicht.«

Wer gefährdet ist, eine Inkontinenz zu entwickeln, beispielsweise durch Übergewicht, eine Bindegewebsschwäche oder ein höheres Alter, sollte im besten Fall bereits vor einer Schwangerschaft mit Gegenmaßnahmen beginnen. Sinnvoll ist dafür vor allem das Training des Beckenbodens, aber auch verschiedene Hilfsmittel können Abhilfe schaffen, wie Dr. Anne Heihoff-Klose erklärt: »Nach der Entbindung kommen auch Elektrostimulations- und Biofeedbackgeräte zum Einsatz, insbesondere wenn derBeckenboden kaum wahrgenommen werden kann. Stellt sich außerdem heraus, dass eine Senkung der Scheidenwand oder der Gebärmutter vorhanden ist, empfehle ich eine Pessartherapie: Ein Silikonwürfel der tagsüber getragen wird und den Beckenboden von innen stützt und häufig dazu beiträgt, dass sich das Gewebe wieder zurückzieht. Bei einer Belastungsinkontinenz können spezielle Tampons angewendet werden, die von der Scheide Druck auf die Harnröhre ausüben und so den Verschluss der Harnröhre unterstützen. Zudem wende ich ergänzend homöopathische Mittel an, da ich hier z. B. sehr gute Erfahrungen gemacht habe bei Frauen, die Narbenschmerzen in der Scheide nach Geburtsverletzungen hatten oder über schmerzhafte Hämorrhoiden klagten. Nach dem Abstillen gibt es für die Harninkontinenz natürlich auch medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Solange die Familienplanung einer Frau noch nicht abgeschlossen ist, sollte man auf operative Therapien, wenn möglich, verzichten. Wurde bereits operativ therapiert, empfiehlt man als Geburtsmodus einen geplanten Kaiserschnitt, um keine erneute Verschlechterung zu riskieren.«

Ein Großteil der Frauen mit einer Inkontinenz, die während oder nach einer Schwangerschaft beginnt, hat ein Jahr nach der Geburt keine Beschwerden mehr. »Hat sich aber eine Schwachstelle in dieser Zeit offenbart, ist es wichtig, weiter aktiv den Beckenboden zu beüben, Übergewicht abzubauen oder zu vermeiden und auf eine gute Stuhlregulierung zu achten. Man muss dranbleiben!«, empfiehlt die Oberärztin und fügt hinzu: »In unserer Sprechstunde beraten wir zur Inkontinenz, lindern Ängste und aktivieren die Patientinnen, denn so lassen sich Beschwerden verbessern. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen ist hier eine umfassende Diagnostik aus den Teilbereichen Urogynäkologie, Proktologie und Physiotherapie möglich. Die Sprechstunde ist ein Angebot an Schwangere und Entbundene mit Beschwerden hinsichtlich einer Inkontinenz, einer Geburtsverletzung oder auch einer Senkung, aber auch an Frauen, die nach einer größeren Geburtsverletzung unsicher bezüglich einer erneuten Schwangerschaft und Geburt sind.«

UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG

Abteilung für Geburtsmedizin

Perinatalzentrum Level I
Liebigstraße 20a, Haus 6, 04103 Leipzig
Sprechstunde: Do. 8:30 -14:00
Telefon: 0341 9723477

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