Ruhe bewahren und Arzt konsultieren
Es ist mitten in der Nacht. Auf einmal kommt ein heftiges, „bellendes“ Husten aus dem Zimmer des Kindes. Es hat außerdem Schwierigkeiten beim Einatmen und spricht heiser. Aufgrund der rasselnden Atemgeräusche und aus Angst vor Luftnot leidet das Kind dazu an Herzklopfen und Unruhe. Manche Kinder beginnen deshalb panisch zu schreien. Keine einfache Situation für Eltern und ihre Kleinen.
Das sind klassische Anzeichen für Pseudokrupp, eine Atemwegserkrankung, die oftmals von Virusinfektionen ausgelöst wird. Grippeviren, Masern oder RS-Viren können die Erkrankung verursachen. Der Kehlkopf entzündet sich, die Schleimhäute schwellen an und verengen die Luftwege. „Schon ein harmloser grippaler Infekt oder auch allergische Reaktionen können zu Pseudokrupp führen“, weiß Dr. Ulrike Diez, Ambulanzoberärztin an der Klinik für Kinder und Jugendmedizin des Klinikums St. Georg. Insbesondere Kinder zwischen achtzehn Monaten und fünf Jahren haben in der klassischen Erkältungs- und Grippezeit im Herbst und Winter damit zu kämpfen. „Mittlerweile sind es auch Schadstoffe in der Umwelt und Tabakrauch, die solche Anfälle mitbedingen können.“ Besonders typisch beim Pseudokrupp ist aber vor allem der plötzliche Beginn des bellenden Hustens, der manchmal mit mäßig hohem Fieber einhergeht.
Ist ein Kind von einem Pseudokrupp-Anfall betroffen, sollten die Eltern Ruhe bewahren und versuchen, es zu beruhigen. Das geht am besten, indem man das Kind hochnimmt oder hinsetzt. „Frische Luft und kühle Getränke tun dem Kind ebenfalls gut“, empfiehlt die Oberärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Nach dem Anfall sollten Eltern zeitnah einen Arzt konsultieren, um durch eine eindeutige Diagnose andere schwere Erkrankungen im Kehlkopfbereich, wie zum Beispiel eine bakterielle Entzündung des Kehldeckels (Epiglottitis) oder Diphtherie ausschließen zu können.
Diagnose und Therapie
Im Klinikum St. Georg wird das Kind umfassend untersucht. Günstig ist es, den Impfausweis mitzubringen, da gegen einige der genannten Erkrankungen geimpft werden kann. An die Untersuchung schließt sich meistens eine Inhalationsbehandlung mit einem elektrischen Vernebler an. Dabei inhaliert das Kind eine Adrenalinlösung, die die Schleimhäute rasch zum Abschwellen bringt. Manchmal wird zusätzlich ein Kortison-Präparat verabreicht, damit die Symptome nicht nach kurzer Zeit wiederkehren. In schwereren Fällen wird das Kind stationär aufgenommen und über Nacht in der Klinik beobachtet, wenn nötig auch wiederholt mit einer Adrenalin-Inhalation versorgt.
Zur Sicherheit werden für weitere Anfälle Glukokortikoid-Zäpfchen verschrieben, die dem Kind direkt verabreicht werden. Aber auch die Eltern selbst können vorbeugende Maßnahmen treffen. Die Luftfeuchtigkeit sollte besonders im Schlafzimmer nicht zu niedrig sein. Rauchende Eltern sollten besser auf den Balkon oder vor die Tür gehen. „Das hilft den Kindern am meisten!“, betont Dr. Diez. Droht akute Erstickungsgefahr, sollte unverzüglich der Notarzt gerufen werden: „Das kommt aber nur ganz, ganz selten vor. In der Regel verläuft ein Pseudokrupp-Anfall ohne schwere Komplikationen.“
Klassische Symptome bei Pseudokrupp sind ...
- Mäßiges Fieber
- Heiserkeit
- Probleme beim Einatmen und „pfeifende“ oder rasselnde Atemgeräusche
- Gefühl von Atemnot
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Schwäche
So reagiert ihr richtig bei einem Pseudokrupp-Anfall:
- Setzen euer Kind aufrecht hin oder nehmt es hoch.
- Beruhigt das Kind.
- Sorgt für feuchte und kühle (vor dem offenen Kühlschrank) oder frische Luft (offenes Fenster, Balkon, kurzer Spaziergang).
- Gebt dem Kind in kleinen Schlucken etwas Kühles zu trinken (Wasser oder Tee).
Das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum St. Georg
Das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin setzt sich aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der selbständigen Abteilung für Neonatologie, der Abteilung für Pädiatrische Intensiv- und Notfallmedizin und der Klinik für Kinderchirurgie sowie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Hubertusburg (Standort Wermsdorf) zusammen. Durch die zusätzliche Ansässigkeit des Immundefektzentrums und des KfH's Leipzig ist eine komplexe interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich.
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