Kinderlosigkeit nicht selten
Für viele gehört der Kinderwunsch zum Leben dazu. Für sie ist es erst mit dem eigenen Nachwuchs vollkommen. Wenn sich aber jemand in der Gesprächsrunde outet, er oder sie wolle nie Kinder, dann ist die Empörung der Anderen oft sehr groß. Dabei ist Kinderlosigkeit gar keine Seltenheit mehr.
29% der Deutschen zwischen 30 und 50 haben keine Kinder. Hier ist aber noch einmal zu unterscheiden zwischen denen die ungewollt kinderlos sind, solchen die derzeit keinen Kinderwunsch haben aber dies sich später vorstellen können und denjenigen, die nie bekommen wollen. Kinderlosigkeit ist dabei keine Frage des Milieus oder des Alters. Es ist überall und in jeder Lebensphase zu finden. Dennoch wollen vor allem Männer und Frauen mit hoher Qualifikation und beruflichen Ambitionen oft keine Kinder oder verschieben dies oft auf später.
Ein Grund ist oft der Wunsch einer Karriere. Wobei Karriere nicht nur den Aufstieg an die Spitze umfasst, sondern auch sich erst einmal im Berufsleben zu Recht zu finden. Unser Berufs- und Familienwelt verändert sich und folgt immer weniger festen und verbindlichen Regeln. Weg vom Standard hin zu Individualisierung. Daher gründet die Entscheidung keine Kinder zu wollen in oft rationalen Gründen.
Gesellschaftlicher Druck
Allerdings sollte es vor allem eine individuelle Entscheidung sein ein Kind zu wollen und keine gesellschaftliche. Dass die Gesellschaft jedoch starken Druck ausübt, vor allem durch Empörung und Abscheu der gewollten Kinderlosigkeit gegenüber, zeigen zwei Beispiele aus der Vergangenheit.
Die deutsche Moderatorin Sarah Kuttner äußerte sich 2015 in einer Live Show, dass sie mit Kindern nichts anfangen kann und daher keine wolle. Daraufhin wurde sie über die sozialen Medien stark angefeindet und beschimpft. Vor allem wurde sie immer wieder als egoistisch bezeichnet.
Holly Brockwell, eine britische Journalistin, sprach das Thema Sterilisation bei einem Interview an und das sie keinen Arzt fände, der ihr dies ermögliche. Auch sie hatte sich dazu entschieden keine Kinder zu wollen. Die Anfeindungen ihr gegenüber arteten bis zu Gewaltandrohungen aus. Man solle ihr die Gebärmutter herausschaben, denn ein Herz habe sie nicht. Das ging so weit, dass zeitweise ein Bodyguard auf die damals 29-Jährige aufpassen musste. In Deutschland ist eine Sterilisation ab 18 Jahren erlaubt, aber Ärzte sind dazu nicht verpflichtet, auch wenn der Eingriff freiwillig gewünscht wird.
Die beiden Frauen haben eine Diskussion in Gang gebracht, die vor allem sich immer wieder um die Selbstbestimmung kreist. Wie eng sind Kinder kriegen und Frau sein noch in den Köpfen verbunden?
Kinder sind keine Garantie gegen Einsamkeit
Frauen ohne Kinder seien einsam und unerfüllt, heißt es. Doch ein Artikel der Süddeutschen Zeitung offenbart uns, dass dies keines Wegs der Fall ist. Dort werden drei Freundinnen interviewt, die alle keine Kinder haben. Die Gründe sind dafür sehr unterschiedlich. Die eine ist eine Frühentscheiderin, wie sie die Wissenschaft nennt, die schon in jungen Jahren oder Teenageralter wusste, dass Kinder für sie nicht infrage kommen. Eine Andere ist eine Aufschieberin, also gehört zu den Frauen die es aufschieben bis sich das Thema von selbst erledigen.
Die Letzte gehört zur Kategorie der Spätentscheiderinnen, die immer Kinder wollten, aber irgendwann durch die Umstände oder, weil sie sich zu alt fühlen, sich dagegen entschieden haben. Trotz der unterschiedlichen Beweggründe bereuen es alle drei Frauen nicht und unglücklich sind sie auch nicht. Sie führen an Kinder zu bekommen als eine Art Altersversicherung eher egoistisch sei als sich dagegen zu entscheiden.
Und haben sie damit nicht Recht?
Wie viele Männer und Frauen sind trotz Kinder und sogar Enkelkinder alleine? Kinder sind keine Garantie gegen Einsamkeit. Zu Mal eine gewollte Kinderlosigkeit nicht heißt ewig Single zu sein. Es gibt mittlerweile sehr viele Paare, bei denen sich beide gegen Kinder entscheiden, oder ein Partner bereits Kinder hat und keine neuen möchte.
Zu wenig Kindergartenstellen
Zudem bringen Kinder andere Probleme mit sich. Dazu gehören zum Beispiel Kindergarten- und Schulplätze. 2017 berichtete der Focus, dass es an 300.000 Kindergarten Plätze fehle. Es ist also keine gute Betreuung für alle aktuellen Kinder gewährleistet. Auch in der Schule sieht es nicht besser aus. Die Sorge um die richtige Förderung ist immer wieder ein Thema, doch die Klassen sind in jedem Bundesland überfüllt. Meistens kommen zwischen 25-30 Kinder auf eine Klasse. Da ist es schwer gerade den Kindern zu helfen, denen das Lernen sowieso Probleme bereitet.
Hinzukommt, dass die Nachfrage an individuelleren oder anderen Programmen immer größer wird. Schon jetzt mangelt es z.B. an bilingualen Kindergartenstellen und noch schlechter sieht es bei bilingualen Schulangeboten aus. Bei solch einer Lage ist es wirklich fraglich, wie „egoistisch“ eine gewollte Kinderlosigkeit ist.
Gerade die Zahlen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellen sehr gut dar, dass viele von den momentan Kinderlosen ein Kind in Betracht ziehen, jedoch die Umstände es nicht zu lassen. Zum Beispiel sollten bessere Förderungen für arbeitende Eltern gefunden werden. Wenn Arbeit und Familie besser zu vereinen sind und keines einen Einschnitt des Anderen bedeutet, dann entscheiden sich sicher mehr für Kinder.
Ein Kinderwunsch sollte jedoch eine individuelle Entscheidung sein, und bleiben, die man sowohl für sich trifft als auch mit dem Partner zusammen. Es solle jedem frei stehen ob er sich dafür oder dagegen entscheidet ein Kind in die Welt zu setzen.
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