Die Sonne brennt vom Himmel, die Temperaturen liegen jenseits der 30 Grad und es sind Ferien: Was gibt es da für Kinder besseres, als den Tag im Freibad zu genießen und ausgiebig im kühlen Nass zu planschen? Doch auf dem Land, wo immer mehr Freibäder den Betrieb einstellen müssen, ist ein fröhlicher Badetag nicht mehr selbstverständlich: Gerade die Jüngeren sind dort oft auf das Familientaxi angewiesen - vorausgesetzt, dass Mama oder Papa Zeit haben, ihre Sprösslinge im Bad abzusetzen.
Dass es auch anders geht, zeigt eine Initiative im Unstrut-Hainich-Kreis. Der „Badebus“ ermöglicht es Kindern aus ländlichen Gemeinden, zuverlässig und unkompliziert mit ihren Freunden ins nächstgelegene Freibad zu kommen. 2008 wurde die in Thüringen bislang einzigartige Idee auf Initiative von Landrat Harald Zanker ins Leben gerufen, seitdem können Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre während der Ferien kostenlos den Shuttle ins nächste Bad nutzen - vorausgesetzt natürlich, dass das Wetter passt.
Wie gut das Angebot ankommt, zeigt sich jeden Tag aufs Neue: So steht pünktlich um kurz nach zehn eine kleine Gruppe Schulkinder an der Bushaltestelle von Diedorf. Statt mit dem Schulranzen sind die Kinder mit Badesachen ausgestattet. Das frühere Aufstehen in der Ferienzeit stört niemanden: „Im Schnitt fahren wir mit etwa 30 Kindern ins Freibad nach Lengenfeld unterm Stein, das kommt super an“, erklärt die Horterzieherin Sylvia Hohlbein von der Grundschule Diedorf, wo der Badbesuch als Ferienfreizeit angeboten wird. Am Nachmittag bringt der Bus sie dann zurück nach Hause. „Die Idee ist gut und sollte erweitert werden - etwa durch Fahrten nach Mühlhausen.“ Derzeit werden die Freibäder in Eigenrieden, Lengenfeld unterm Stein, Kirchheilingen und Weberstadt von sechs Badebus-Linien angesteuert, manche davon gleich mehrfach am Tag. Mehr als zwei Dutzend Dörfer in der Umgebung sind an das Netz angeschlossen, auch kleinere Orte wie Marolterode und Haussömmern oder das Ausflugsziel Peterhof bei Mühlhausen werden angefahren.
Die Zahlen sprechen für sich: Bis 2018 nutzten rund 20.000 Kinder das Angebot, davon allein 3000 im vergangenen Jahr, erklärt Katrin Vogler, die für das Projekt „kinderfreundlicher Landkreis“ zuständig ist. „Die Akzeptanz ist überall sehr hoch und wir bekommen eine gute Resonanz von Eltern und Kindern. Das freut uns natürlich - und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Wegen der großen Fläche des Kreises, den zur Verfügung stehenden Geldern und den vergebenen Konzessionen der Busstrecken könne derzeit zwar nicht der gesamte Unstrut-Hainich-Kreis abgedeckt werden.
Wenn es die Mittel zuließen, solle das Projekt aber durch zusätzliche Angebote erweitert werden. Finanziert wird der Badebus durch Sponsoren und Fördermittel, unter anderem durch das „Landesprogramm für solidarisches Zusammenleben der Generationen“. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf bis zu 30.000 Euro im Jahr.
© Andreas Göbel